Soziale Arbeit als „Polizei light“? – Mo, 17. 11. 2014

„Die Termiten – Plattform für Kritische Sozialarbeit in Tirol“ lädt herzlich in Kooperation mit dem Department Soziale Arbeit, MCI zum dritten Termin der Veranstaltungsreihe zum Thema „Bestrafen der Armen“ ein

Soziale Arbeit als „Polizei light“? – Plädoyer für eine selbstbestimmte, kritische  und politische  Soziale Arbeit

Univ. Prof. Dr. Frank Bettinger
Montag, 17. November 2014, 17:30-19:00 Uhr | MCI Aula

In Deutschland als auch Österreich finden sich derzeit eher selten kritische Ansätze Sozialer Arbeit. Prof. Dr. Frank Bettinger kritisiert dies und stellt Bedingungen für eine selbstbestimmte Soziale Arbeit vor. Einer kritischen, reflexiven Soziale Arbeit geht es nicht nur darum, die Strukturen und Prozesse im globalisierten Kapitalismus, die systematische Reproduktion von Ungleichheit sowie die systemimmanenten Ausschließungs- und Ausgrenzungsprozesse zu analysieren und zu benennen, sie will sich auch politisch positionieren.

Herr Bettinger ist Professor für Sozialpädagogik an der EH Darmstadt a. D. und seit 2014 Lehrauftrag an der Hochschule Hannover. Nach dem Studium der Pädagogik, Sozialpädagogik und Sozialwissenschaften jahrelange Tätigkeit an der Universität Bremen und in der Kinder- und Jugendarbeit in Bremen. Seit 1998 Professor für Sozialpädagogik an der Ev. Hochschule Darmstadt; Vorsitzender des Bremer Instituts für Soziale Arbeit + Entwicklung (BISA+E) an der Hochschule Bremen; Mitbegründer und Aktivist im Arbeitskreis kritische Soziale Arbeit (AKS).

Begrüßung Prof. (FH) Dr. Belachew Gebrewold, Studiengangsleiter Dep. Soziale Arbeit, Moderation Dr. Waltraud Kreidl, Lektorin

Eine gemeinsame Veranstaltung des MCI Department Soziale Arbeit und den „Termiten“.

Wir würden uns über deine/ Ihre Teilnahme freuen und bitten um Anmeldung bis 12. November 2014 per E-Mail an Frau Christiane Wieser unter christiane.wieser@mci.edu.

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OKTOBERFEST 2014 – Do 26.6.2014

Wir laden Euch wieder herzlich ein mit uns am System und an der Weisswurst zu knabbern
am Donnerstag, den 26. Juni 2014
ab 18:00 Uhr
im Gasthaus “Steneck”, Leopoldstrasse 21

oktoberfest2014_einladung

 

DANKE DANKE DANKE DANKE…. an die Brotbuben (und -mädchen) der Feinbäckerei Lener in der Leopoldstrasse, die uns heuer die wunderbaren Brezen für unser Fest spendiert haben.

 

„Der disziplinierende Staat“ – Do 22. Mai 14, 18.00 Uhr

„Die Termiten – Plattform für Kritische Sozialarbeit in Tirol“ lädt herzlich zum zweiten Termin der Veranstaltungsreihe zum Thema „Bestrafen der Armen“ ein

 
„Der disziplinierende Staat“

Nicolas Grießmeier, Dipl. Sozialpädagoge (FH) , MA 

Donnerstag, 22. Mai 2014
18.00 – 20.00 Uhr
Löwenhaus im Keller, Rennweg 5, 6020 Innsbruck
 

Sanktionen stellen in der Sozialgesetzgebung ein Instrument der Disziplinierung dar. Die Einführung von Sanktionen ist eng verknüpft mit dem neoliberalen Menschenbild, welches sich auch in der Sozialpolitik und der Sozialen Arbeit durchgesetzt hat – frei nach dem Motto „Jeder ist seines Glückes Schmied“ – mit der Folge einer massiven Abwertung Arbeitssuchender. Sanktionen bei Arbeitslosengeld II – Empfängern in Deutschland sind keine Randerscheinung. 2012 wurden über eine Million Kürzungen der Sozialhilfe wegen „fehlender Mitwirkung“ verhängt. Durchschnittlich sind 10.000 Bürger von Totalsanktionen auf Null betroffen.

Nicolas Grießmeier zeigt in seinem 2012 erschienenen Buch nach Erläuterung der aktuellen Rechtslage unter Verweis auf existierende Forschungsstudien und Praxisbeispiele auf, welche fatalen sozialen, psychischen und gesundheitlichen Auswirkungen diese Sanktionen bei den Betroffenen haben – bis hin zur Wohnungslosigkeit und dem Verlust des regulären Krankenversicherungsschutzes. Es wird dargestellt, in welchen Aspekten (höherprozentige) Sanktionen gegen das Grundgesetz und die internationalen Menschenrechtskonventionen verstoßen und welche Handlungsspielräume und Interventionsmöglichkeiten die einzelnen Akteure – MitarbeiterInnen von Jobcentern, Betroffene und SozialarbeiterInnen – besitzen. Im zweiten Teil des Buches setzt sich Nicolas Grießmeier mit der Profession „Soziale Arbeit“ auseinander.
Nicolas Grießmeier ist auch beim Arbeitskreis Kritische Sozialarbeit München engagiert.

Näheres zum Buch von Nicolas Grießmeier gibt’s hier zu lesen.

Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion, bei der wir sicher auch über die österreichische Situation sprechen werden (Kürzungen bzw. Streichen bei Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, Mindestsicherung).

Aufgrund des begrenzten Platzangebotes bitten wir um baldige Anmeldungen bis spätestens 17.05.2014 an kontakt@dietermiten.at

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Symposium: Bettelverbote im Widerspruch: Debatten – Argumente – Interventionen

Wir möchten Euch auf folgendes Symposium der Initiative Minderheiten aufmerksam machen:

Die Debatte über Bettelverbote und die Kriminalisierung von Bettler_innen ist im Zuge einer gesetzlichen Neuregelung in Tirol angekommen und beginnt auf Hochtouren zu laufen. Bevor die Denkmuster durch die ewige Wiederholung eingeprägt sind und Schlagwörter wie „Bettelmafia“ oder „organisierte Banden“ in ihrer inszenierten Bedrohlichkeit zum selbstverständlichen Argumentationsrepertoire gehören, bevor sich mittels diskursiver Macht der letzte Rest an kapitalismuskritischen Sichtweisen und an der Bereitschaft zu Solidarität verflüchtigt hat, fangen wir schon mal an zu intervenieren, bevor es zu spät ist. Ziel des Projektes ist es, Betteln als Thema auf die Agenda kritischer künstlerisch-kreativer und politischer Netzwerke zu setzen.

Als Auftakt des dreiteiligen Kunst- und Kulturprojektes von Initiative Minderheiten und Bettellobby Tirol „Bettelverbote – erste Schritte der Intervention“ findet ein Symposium mit Künstler_innen, Wissenschafter_innen und Aktivist_innen (insbesondere aus Wien, der Steiermark, Salzburg und Tirol) statt:

Part I: Symposium
Bettelverbote im Widerspruch: Debatten – Argumente – Interventionen
Samstag, 5. April 2014, ab 13:00 Uhr
Part II: Workshop
Künstlerisch-kreative Interventionsformen
Sonntag, 6. April, 10:00 bis 13:00 Uhr
Part III: Aktionstag
Interventionen vor Ort im öffentlichen Raum
Freitag, 13. Juni 2014, Innsbrucker Innenstadt

Das vollständige Programm zum downloaden :
www.minorities.at

Gefördert vom Land Tirol im Rahmen von TKI open.

„Grundversorgung für AsylwerberInnen in Tirol – eine kritische Perspektive“ – Do 3.4.13, 18.00Uhr

„Die Termiten – Plattform für Kritische Sozialarbeit in Tirol“ lädt herzlich zum 1. Termin  der Veranstaltungsreihe „Bestrafen der Armen“ ein:

„Grundversorgung für AsylwerberInnen in Tirol – eine kritische Perspektive“

Katharina Lang, Mag.FH, Andreas Karrer, BA, MA

 Donnerstag, 03.April 2014, 18.00 – 20.00 Uhr
Löwenhaus im Keller, 
Rennweg 5, 6020 Innsbruck 

Katharina Lang und Andreas Karrer, PLATTFORM RECHTSBERATUNG für Menschenrechte, werden in ihrem Vortrag die Bestimmungen der Grundversorgung für AsylwerberInnen in Tirol aus einer kritischen und menschenrechtlichen Perspektive erörtern. Ausgehend von den EU-Aufnahmerichtlinien für Flüchtlinge werden die Verhältnisse in Österreich und im Speziellen in Tirol beleuchtet.

Die Vortragenden werden die Bestimmungen der Tiroler Grundversorgung in Hinblick auf die Unterscheidung zu den Leitsätzen der Mindestsicherung beleuchten und die, aus ihrer Sicht, menschenrechtswidrigen Zustände in eben diesen Bestimmungen und in deren praktischer Ausgestaltung darlegen. Bezug genommen wird dabei unter anderem auf die aktuellen Bestrebungen allgemeine österreichweite Mindeststandards für AsylwerberInnen auszuarbeiten. Abschließend werden Veränderungswünsche und Verbesserungsvorschläge diskutiert.

Aufgrund des begrenzten Platzangebotes bitten wir um baldige Anmeldungen bis spätestens 29.03.2014 an kontakt@dietermiten.at und freuen uns über einen interessanten Abend.

Weitere Informationen zu „Die Termiten – Plattform für Kritische Sozialarbeit in Tirol“ sowie zu den anderen Veranstaltungen sind unter www.dietermiten.at abzurufen.

Außerdem möchten wir auf eine spannende Veranstaltungsreihe der Plattform Rechtsberatung rund um Themen Flucht, Aktivismus uns Solidarität hinweisen, näheres hier

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„Bestrafen der Armen“ – neue Veranstaltungsreihe

Die Termiten – Plattform für Kritische Sozialarbeit in Tirol – beabsichtigt heuer zum Thema „Bestrafen der Armen“ eine weitere Veranstaltungsreihe zu organisieren.
Bis Frühjahr 2015 soll das Thema „Bestrafen der Armen“ aus den unterschiedlichsten Perspektiven und unter verschiedenen Aspekten beleuchtet und diskutiert werden.
Beabsichtigt ist mit mehreren Veranstaltungen eine Plattform für Diskussion für alle am Thema Interessierten zu bieten. Zu Beginn jeder Veranstaltung wird es einen kurzen themenspezifischen Input eines/r geladenen ReferentIn geben (ca. 20 – 30 Minuten), der im Anschluss für rege Diskussion sorgen soll.
Am Ende der Reihe ist eine Abschlussveranstaltung geplant, in der die verschiedenen Erkenntnisse aus den einzelnen Abenden zusammenfließen sollen. Ihr/Sie werden in Kürze via Email über den ersten Termin informiert werden und wir freuen uns über dein/Ihr Interesse.

Menschen, die durch die Folgen von Globalisierung, durch die Deregulierung der Wirtschaft, die Prekarisierung von Beschäftigungsverhältnissen und den Rückbau der sozialen Sicherung auf dem Weg des sozialen Abstiegs sind, scheinen sich häufiger in den Maschen des Gesetzes zu verfangen. Menschen in prekären Lebensumständen werden immer weniger durch einen Sozialstaat geschützt und unterstützt, sondern von einem zunehmend strafenden Staat  begleitet.

Leitbild des Neoliberalismus ist kein schwacher, demokratischer und toleranter, vielmehr ein hart durchgreifender und nötigenfalls disziplinierender Staat. Das raue öffentliche Klima, die verschärfte Disziplinierung durch Sozialgesetze beziehungsweise Verwaltungsrichtlinien und die zunehmende Repression der Behörden spüren hauptsächlich Langzeitbeschäftigungslose oder Personen, die seit langer Zeit auf Arbeitssuche sind, Bezieherinnen und Bezieher von Mindestsicherung (früher Sozialhilfe) und Wohnungs- beziehungsweise Obdachlose. Menschen in Not geraten schnell in den Verdacht mit staatlichen Mitteln missbräuchlich umzugehen.

Armut wird zunehmend individualisiert, Arme werden zu BittstellerInnen und EmpfängerInnen von caritativen Zuwendungen gemacht. Arme werden zu TäterInnen,  Politik, Staat und Verwaltung bekämpfen die Armen und nicht die Armut. Soziale Einrichtungen werden mehr und mehr zu bürokratischen und kontrollierenden Institutionen. Jede Form nichtkonformen Verhaltens wird mit Sanktionen bedroht.

Tatsächlich produziert der Neoliberalismus die Verbrechen, die er zu bekämpfen vorgibt: Wer Menschen in Chancenlosigkeit hält, braucht sich über die Folgen nicht zu wundern. Wer die Bedürftigen als Objekte staatlicher Reglementierung behandelt und nicht mit Respekt, wird das Vertrauen in den Staat und in die Demokratie gefährden. 

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